Studentinnen-Burse schließt nach 100 Jahren

Schwester Elisabeth Siegbert (2.v.r.) mit Schwester Adelheid Schröer und Studentin Henrica Bohrenkämper beim Sommerfest. Ab August wird die Studentinnen-Burse (im Hintergrund rechts) umgebaut. Foto: kal

Abschiedsfest an der Neubrückenstraße Münster

 

Die Studentinnen-Burse an der Neubrückenstraße schließt nach 100 Jahren ihre Pforten. Im Sommer soll der Gebäudekomplex umfassend saniert werden. Wie es danach weitergeht, steht bereits fest. Von Martin Kalitschke Freitagnachmittag, die Sonne scheint, es weht ein warmer Wind, das Kuchenbuffet quillt geradezu über. Beste Bedingungen, um ein Sommerfest zu feiern. Doch es schwingt auch Wehmut mit bei den Schwestern und Bewohnerinnen der Studentinnen-Burse an der Neubrückenstraße, denn das Sommerfest im großzügigen Garten ist zugleich ein Abschiedsfest. Bis Ende Juli müssen alle Bewohner ausziehen. Das Gebäude wird danach umfassend saniert. Im Sommer 2021 soll in das Erdgeschoss eine Kita mit vier Gruppen einziehen, die von der Lamberti-Gemeinde betrieben wird. Zudem wird es im umgebauten Gebäude 20 Wohnungen und 20 Studenten-Appartements geben. Von den derzeit sechs Schwestern Unserer Lieben Frau, die hier noch leben, ziehen drei nach Coesfeld, die übrigen drei in die einstige Orangerie im Garten der Burse, die im 18. Jahrhundert errichtet worden war.

Traurig, dass es zu Ende geht

„Ich bin traurig“, sagt Henrica Bohrenkämper. Wie die 120 anderen Bewohnerinnen muss auch sie bis Ende Juli ausziehen, immerhin: Eine neue Bleibe hat sie bereits gefunden. „Die Gemeinschaft war hier immer sehr gut. Wenn etwas war, konnte man immer zu seinen Mitbewohnerinnen gehen“, berichtet die Studentin. „Es bewegt mich, wenn ich durch die Räume gehe und daran denke, dass die Burse nun schließt“, sagt auch Schwester Adelheid Schröer, stellvertretende Leiterin der Einrichtung. Und auch bei der Leiterin, Schwester Elisabeth Siegbert , schwingt Wehmut mit, wenn sie von der Geschichte der am 1. Juli 1919 gegründeten Burse berichtet. Zunächst befand sie sich am Krummen Timpen, dort, wo heute das Juridicum ist. Nach Kriegszerstörungen zog sie in den wiederaufgebauten Korff-Schmisinger Hof an der Neubrückenstraße um, der ebenfalls im Krieg zerstört worden war.

Kaum noch Einnahmen erzielt
„Die Gemeinschaft war sehr schön“, sagt Schwester Elisabeth. Doch zuletzt habe der Orden mit den 120 Studentinnen-Zimmern kaum noch Einnahmen erzielen können. Die werden jedoch nach ihren Angaben dringend benötigt, um die Pflege der Schwestern im Coesfelder Ordenshaus zu finanzieren. Das Gebäude in Münster soll auch nach der Sanierung im Besitz des Ordens bleiben, betont Schwester Elisabeth. Ein Verkauf an einen Investor, so sagt sie, sei keine Option gewesen.

 

Martin Kalitschke Freitag, 14.06.2019, 18:40 Uhr