Beginn und Ursprung in Frankreich

Soeurs de Notre Dame de Namur

Am 8. April 1816 starb Julie Billiart in Namur.
 
Wir verehren die heilige Julie Billiart (1751 – 1816) als die Stifterin unserer Gemeinschaft. Sie wuchs in Cuvilly, einem kleinen Dorf in der Picardie, Frankreich, in einfachen Verhältnissen auf. In den Vorwirren der Französischen Revolution erlitt sie infolge eines Attentats auf ihren Vater einen solchen Schock, dass sie Jahrzehnte hindurch gelähmt war. 

Trotz dieser Behinderung sammelte sie die Dorfkinder um sich und vermittelte ihnen Grundkenntnisse im Lesen und Schreiben. Ihre brennende Gottesliebe zeigte sich besonders dann, wenn sie den Kindern aus der Bibel erzählte und ihnen christliches Glaubensgut vermittelte.

Wegen ihres Rufes als ausgezeichnete Pädagogin und Katechetin kamen auch erwachsene Dorfbewohner zu ihr und baten um Glaubenshilfe. Auch die Gräfin Françoise Blin de Bourdon interessierte sich und wurde die Vertraute und Freundin von Julie.

Den Wirren der Französischen Revolution konnte Julie dank ihres Wagemutes, ihres tiefen Gottvertrauens und der Hilfe ihrer Freundin Françoise entkommen. Sie erkannte, wie sehr Unwissenheit und religiöse Heimatlosigkeit die Wurzeln für gesellschaftlichen und politischen Unfrieden sein können. Mit gleichgesinnten Frauen widmete sie sich der religiösen Erziehung und Bildung der Kinder. 1804 gründete sie mit ihrer Freundin in Amiens die Ordensgemeinschaft der Soeurs de Notre Dame, um sich in den Dienst der Erziehung und Bildung, vor allem armer und sozial vernachlässigter Kinder, stellen zu können.



Im Blick auf den sie liebenden Gott suchte Julie seinen Willen in den je neuen Situationen zu erkennen, um möglichst vielen Menschen die Güte Gottes erfahrbar zu machen. Ihr Leitwort war: „Ah, qu’il est bon le Bon Dieu!“ – „Wie gut ist der gute Gott!“

Die Erfahrung des Kreuzes begleitete das Leben der hl. Julie. Ihre Ausrichtung auf das Kreuz Jesu, das sie auch im Leid vieler Menschen in ihrer Umgebung erkannte, war für sie Anruf zu größerer Liebe und Hingabe.

Am 8. April 1816 starb Julie Billiart in Namur.


Beginn und Entwicklung in den Niederlanden

Zusters van Onze Lieve Vrouw van Amersfoort

1819 wandten sich drei junge Frauen aus Amersfoort (Niederlande) an die Soeurs de Notre Dame in Belgien, um sich in den Geist dieser Kongregation einführen zu lassen. 1841 legten sie in Amersfoort die Gelübde auf der Grundlage der von Julie Billiart erarbeiteten Ordensregel ab und nannten sich: Zusters van Onze Lieve Vrouw.


Beginn und Entwicklung in Deutschland

Die beiden Lehrerinnen Hilligonde Wolbring (1828 – 1889) und Elisabeth Kühling (1822 – 1869) erlebten in der Volksschule in Coesfeld eine große Zahl Kinder aus verarmten und zerrütteten Familien. Die sozialen Folgen

der Industriellen Revolution wirkten sich immer mehr auch auf die ländlichen Gebiete aus. Die beiden Frauen organisierten über den Unterricht hinaus Mahlzeiten für die bedürftigen Kinder und nahmen mehrere von ihnen in ihr Haus auf.

Aus dieser privaten Initiative sollte auf Wunsch des Bischofs von Münster eine Ordensgemeinschaft entstehen.

Er nahm Kontakt zu den Zusters van Onze Lieve Vrouw in Amersfoort  auf, die die beiden Lehrerinnen in das Ordensleben einführen sollten. So entstand 1850 die deutsche Kongregation der Schwestern Unserer Lieben Frau in Coesfeld.

 

Die Zahl der Schwestern  wuchs schnell. Von vielen Kommunen und Pfarreien vom Niederrhein bis in das Großherzogtum Oldenburg kam die Bitte um Schwestern, die als Lehrerinnen, Kindergärtnerinnen und als Leiterinnen in Armenhäusern eingesetzt werden sollten. Die Ordenschronik berichtet zum Jahr 1872 von 222 Schwestern in 32 Niederlassungen.


1874 Überfahrt nach Amerika

Sisters of Notre Dame

Die kirchenfeindliche Politik der preußischen Regierung erschwerte zunehmend die
Tätigkeit der Schwestern in den Provinzen Rheinland und Westfalen. Den Ordensgemeinschaften wurde die Aufnahme neuer Mitglieder untersagt und die Lehrtätigkeit verboten. Die „Maigesetze“ von 1873 hatten die Ausweisung der Schwestern aus Preußen zur Folge.

Durch Kontakte mit  dem Bischof der Diözese Cleveland, USA, der um Schwestern für seine Schulen gebeten hatte, verließen 1874 die ersten Missionarinnen die Heimat  zur Überfahrt in die Neue Welt. Die Schwestern, unter ihnen Schwester Maria Aloysia,  übernahmen dort den Unterricht und die Leitung in Elementar- und höheren Schulen, in Waisen- und Krankenhäusern und in der Altenbetreuung.
 


1888 Neugründung in Mülhausen am Niederrhein


Im Jahr 1887 konnten die Schwestern nach Deutschland zurückkehren und gründeten in Mülhausen (heute Gemeinde Grefrath/Nrh.) das neue Mutterhaus. Die Kongregation breitete sich rasch in Europa und in Übersee aus.

1933-1945
Die kirchenfeindlichen Maßnahmen während der Hitlerdiktatur richteten sich auch gegen die Ordenschristen. Berufsverbote, Enteignungen, Diskriminierungen, Schauprozesse trafen auch unsere Schwestern. Durch die Bombenangriffe im 2. Weltkrieg wurden 26 Schwestern getötet und etliche Niederlassungen zerstört.

1949
Dem Neuanfang, der Sammlung der Kräfte und der Intensivierung der Spiritualität der Gemeinschaft diente 1949 die Aufgliederung der bislang einen deutschen Ordensprovinz in zwei Provinzen Mülhausen/Grefrath und Coesfeld.

1962
Aus dem gleichen Grund erfolgte 1962 die Neugliederung in vier deutsche Ordensprovinzen mit den Zentren in Mülhausen/Grefrath, Coesfeld, Rheinbach und Vechta.

2008
Seit 2008 sind alle deutschen Niederlassungen wieder in einer Ordensprovinz zusammengefasst mit der Provinzleitung in Coesfeld.


Ausbreitung in Europa und weltweit

Rom - das Zentrum der Kongregation

1947 wurde das Mutterhaus (Generalat) nach Rom verlegt und ist seitdem Zentrum unserer internationalen Kongregation.

Heute leben ca. 2000 Schwestern Unserer Lieben Frau in Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika, in Asien / Ozeanien und Afrika, um die Güte unseres Gottes und seinen Heilswillen für alle Menschen zu verkünden und zu bezeugen.
Keine von uns weiß, wie die Zukunft unseres Landes, unserer Kirche und unserer Ordensgemeinschaft aussehen wird. Wir leben im Heute und in der Zuversicht, in Gottes Liebe gut aufgehoben zu sein. Das geistliche Erbe unserer Ordensgemeinschaft ist uns kostbar; es lässt uns im Vertrauen auf Gott in die Zukunft gehen - vielleicht auf ungewohnten Wegen.